Wer ist Jeanne?

"Wer ist Jeanne"

Wer ist eigentlich Jeanne?
Die einen sagen, sie ist eine polarisierende Zicke, ewig pöbelnd und voller Sarkasmus.
Ein Kleingeist die nichts ist und nichts kann.
Die anderen sagen irgendetwas an ihren Tweets sagt, dass da mehr dahinter steckt.
Ein Mensch. Ein Mensch mit Herz. Ein Mensch mit einer Geschichte die es sich lohnt zu erzählen.

Ich persönlich, als Mensch hinter Jeanne, kann sagen, sie ist nur ein Name.
Ein Name von vielen im Medium Twitter.
Einige Tweets sind voller Aussagen, die mich beschreiben. Einige Tweets präsentieren meine Meinung zu irgendwelchen Themen. Einige Tweets verfasse ich um das Alltägliche Leben zu beschreiben. Aber oftmals sind es völlig belanglose, sinnlose und überflüssige Tweets.

Oft wird aber auch über sie gesagt: „Sie ist nichts, sie kann nichts und aus ihr wird nie etwas werden.“
Hier möchte ich nun den Menschen hinter Jeanne präsentieren:

Im Leben außerhalb des Internet heiße ich Dajana, bin 29 Jahre alt und Querschnittsgelähmt.
Früher war ich ein Mensch von vielen, nichts Besonderes aber eben da.
Die ewig lachende und Blödsinn machende Dajana eben.
Bis zu jenem Tag am 1.3.2002
Ein Tag wie jeder andere auch. Ein Freitag. Ein Tag an dem man sich 9h durch das Leid eines Azubis in einem namhaften Hotel quält und sich auf die Nacht freut.
Mit Freunden feiern. abschalten. vergessen was den Tag über so war.
Gesagt. Getan.
Ab mit Freunden in eine Kneipe und hoch die Tassen.
Aber auch der schönste Abend findet ein Ende. Ein jähes Ende. Ein schlimmes Ende in diesem Fall.

Viele Menschen denken über alles und jeden nach, aber sie vergessen dabei oft aber was wirklich wichtig ist: Selbstständiges Atmen zum Beispiel. Es ist etwas völlig normales. Man kann es. Man tut es. Unbewusst. Was aber wenn das nicht mehr geht? Wenn man so selbstverständliche Dinge verliert? Von jetzt auf gleich alles verliert?
Man von einer auf die nächste Sekunde erwachsen werden muss?
In einer Sekunde das Leben komplett zerstört wird?
Der Beste Freund auf einmal blutüberströmt und tot im eigenen Arm liegt?

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es wahrlich nicht einfach ist. Man kommt öfter an den Punkt wo man aufgeben will und alles als sinnlos erachtet, vermisst was man alles hatte und nie wieder haben wird.
Man erwacht im Krankenhaus. Man kann nicht mal mehr alleine atmen. Die Arme, Beine und nicht mal mehr den Kopf bewegen. Sich nicht mitteilen, nicht fragen wo man ist und was passierte.
Die Schreckensmitteilung dass man fort an im Rollstuhl sitzen wird und all seine Träume und Ziele aufgeben muss, belanglose Dinge, wie Atmen und Sprechen, von neuem lernen muss. Die Nachricht dass der Beste Freund tot ist und nie wieder etwas so sein wird wie es war, ist kaum auszuhalten.
Das Leben kann so scheiße sein.
Aber zurückblickend kann ich sagen: Es lohnt zu kämpfen.
Heute kann ich vielleicht nicht mehr alles machen was ich immer wollte, aber ich kann stolz auf mich sein.
Nach dem Weg durch die Hölle, kann ich sagen: "Seht her, ich laufe trotz Querschnittslähmung!" (Für die Ärzte unter uns 'inkomplette Querschnittslähmung wurde daraus, Sie wissen schon)
Heute kann ich sagen: "Auch wenn ich nie meinen Ponyhof haben kann und niemals wieder auf einem Pferd sitze, so hatte ich es doch zu einem eigenen Autohandel gebracht"
Und worauf ich persönlich sehr stolz bin, ich kann sagen: "Seht her, trotz Behinderung schaffte ich es zum Fotomodel!"
(Ok, der Durchbruch auf große Bühnen wird nun nicht kommen oder in diese angesagten Hochglanzmagazine, aber immerhin reichte es für die eine oder andere Internetseite und auch dahin muss man erstmal kommen)
 

Auch wenn das Leben sehr oft Hart, Ungerecht und Scheiße ist, aber es geht weiter. Einmal quer durch die Hölle und zurück ist ein langer, harter und steiniger Weg. Man kämpft Jahrelang und will so manches Mal nicht weiter. Man sieht kaum Erfolge und erleidet viele Rückschläge.
Aber es gibt eben ganz viele kleine Dinge auf die man besser achten soll und die einen helfen alles durch zu stehen. Für mich sind es Dinge wie laufen zu können, Sehen und Hören zu können. Freunde zu haben, die mich nehmen wie ich heute bin und die ich an Tagen wo ich aufgeben will, anschreien kann und mich dennoch nie fallen lassen würden. Und auch, nach mehrfachen Bruch und der Angst ihn zu verlieren, den Mittelfinger heben zu können, wenn mich etwas oder irgendjemand nervt.


Auch wenn ich nicht weiß ob das hier überhaupt einer liest, ist mein Ziel kein Mitleid zu erregen oder ähnliches, sondern, auch wenn es nur einer ist, Mut zu machen und anhand meines Beispiels zu sehen, dass nicht alles unmöglich ist, was einem unmöglich erscheint.
Ziele erreicht man nur durch kämpfen und es wird einem wahrlich nichts geschenkt...

 

Einige werden sich jetzt, berechtigt, fragen "Warum?". Warum macht sie das? Warum stellt man sich so öffentlich zur Schau.
Ich rechne auch mit Tomatenwurf und weiteren Shitstorm.
Ich habe lange und reiflich darüber nachgedacht, ob ich diesen Schritt wagen soll oder lieber nicht. Die Antwort ist ganz einfach: Es ist mein Weg. Meine Entscheidung dies zu tun. Meine Art mit den Geschehnissen umzugehen. Vielleicht interessiert es. Vielleicht auch nicht.
Vielleicht schaffe ich aber auf diesem Weg das Unmögliche  und zeige dem ein oder anderen, das man Menschen nicht einfach so verurteilt und auch das Menschen hinter Twitteraccounts sitzen und es Tränen auf die Tasten fließt, wenn man einen "lustigen" Tweet schreibt.
Denkt mal in Ruhe darüber nach...